Die Sorge vor Leckagen ist bei Stomaträgern weit verbreitet. Stomatherapeut Florian Spahn, Pflegeexperte Stoma, Kontinenz, Wunde (SKW), rät zu regelmäßigen Wechselintervallen, um die Unsicherheit zu reduzieren.

Die meisten Stomaträger kennen sie: die Angst vor einer Leckage. Dass irgendwo an der Supermarktkasse oder unterwegs mit Freunden Ausscheidungen auf der Kleidung sichtbar werden, womöglich begleitet von Gerüchen. „Das Hauptproblem im Kopf ist dabei der Kontrollverlust“, sagt Florian Spahn, Pflegeexperte Stoma, Kontinenz, Wunde im LMU-Klinikum München. „Wir haben als Kinder gelernt, unsere Ausscheidungen zu steuern, und plötzlich geht das nicht mehr.“ Viele, die wiederholt eine Leckage erlebt haben, und das sind mehr als die Hälfte der Stomaträger1, ziehen sich zurück, meiden soziale Kontakte, scheuen sportliche Aktivitäten und intime Beziehungen.

„Für uns Pflegeexperten beginnt eine Leckage schon, bevor der Patient etwas sieht“, erläutert Florian Spahn, „und zwar, wenn wir beim Basisplattentausch feststellen, dass sich darunter Ausscheidungen angesammelt haben.“ Denn durch die austretende Feuchtigkeit wird die Haut gereizt, was Schmerzen verursacht und sich ebenso belastend auf die Psyche auswirkt. Das Wichtigste für den erfahrenen Stomatherapeuten ist daher: „Regelmäßige Wechselintervalle einhalten!“ Die herauszufinden, beginnt schon während der postoperativen Phase in der Klinik. Die Bandbreite der Tragezeiten kann sehr individuell sein, die Regel ist jedoch ein Plattenwechsel nach ein bis vier Tagen. Aufgabe des Pflegepersonals ist es laut Florian Spahn, den perfekten, individuellen Zeitpunkt gemeinsam mit dem Patienten zu eruieren – und wenn für den Erhalt einer störungsfreien Tragezeit der Versorgung der Wechsel zweimal am Tag nötig sei, dann müsse man dies ernst nehmen und nicht aus Bequemlichkeit hinauszögern. Gerade in den Wochen nach der Neuanlage des Stomas, wenn die Adaption des Darms und die Suche nach dem passenden Produkt noch nicht abgeschlossen sind, ist es Aufgabe aller Beteiligten, auf diese Weise Vertrauen aufzubauen – zu den Experten, aber auch zur Stomaversorgung an sich.

Individuelle Tragezeit im Blick

Da sich manche Faktoren wie etwa die Ausscheidungsqualität ändern können, sollten Stomaträger die Tragezeit auch später im Alltag immer beobachten und gegebenenfalls anpassen. Das gilt genauso für technische Adaptionen, zum Beispiel bei Veränderungen der Körperform. „So gewinnen sie die Kontrolle zurück und die Ängste verschwinden aus den Köpfen.“ Das vertrauliche, persönliche Gespräch hält er für ebenso wichtig wie die individuell abgestimmten Wechselintervalle: „Mit Unsicherheiten oder intimen Fragen wendet man sich am besten an einen Betreuer, zu dem man schon länger Kontakt hat.“ Ein Restrisiko für Leckagen bestehe zwar immer, sagt Florian Spahn, aber gegen mentale Belastungen helfe es meistens, technisch oder pflegerisch etwas zu verändern. Und dafür seien er und seine Kollegen die Profis. „Ich sage immer, wir sind nicht die Architekten, sondern die Klempner. Wenn es irgendwo undicht ist, helfen wir mit unserem Produktwissen und unserer Erfahrung weiter.“

Quelle: Colllegial Nr. 124 - Herbst/Winter 2022/2023
Bildquelle: Coloplast, Privat

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Florian Spahn
Florian Spahn
Pflegeexperte Stoma, Kontinenz, Wunde im Klinikum der Universität München (LMU-Klinikum)