Das Coloplast Wund-ABC zur Wundversorgung

In unserem Wund-ABC finden Sie klinisch relevante und evidenzbasierte Themen zu Wundversorgung, sowie Haut- und Wundmanagement von A bis Z.

Adhärenz

Der Erkrankte integriert auf Basis seines eigenen Krankheitsverständnisses die gemeinsam mit dem Therapeuten beschlossene Therapie in seinen Lebensalltag. Der Betroffene soll aktiv in die Entscheidungsfindung eingebunden werden. Hierfür muss, in Abhängigkeit von den Vorkenntnissen des Betroffenen, eine individuelle Patientenedukation erfolgen.

Akute Wunden

Akute Wunden entstehen in der Regel durch äußere Einflüsse, beispielsweise durch Schnittwunden, wie etwa durch eine Operation, Brandwunden, Schürfwunden oder chemische Stoffe. Ob und wie eine solche Wunde behandelt wird, hängt von ihrer Beschaffenheit und Ursache ab – teilweise ist keine spezielle Wundtherapie erforderlich. Das Ziel bei der Versorgung dieser Wunden besteht vor allem darin, eine primäre Wundheilung zu erreichen.

Antimikrobielle Mittel

Jedes Mittel, das die Vermehrung von Mikroorganismen, wie etwa Bakterien oder Pilze, verhindert oder die Mikroorganismen abtötet. Antimikrobielle Mittel können Antibiotika, Antiseptika oder Desinfektionsmittel sein. 

Begleiterkrankungen (Co-Morbiditäten)

Eine Begleiterkrankung ist eine Erkrankung, die bei einem Erkrankten neben der im Vordergrund der Therapie stehenden Grunderkrankung besteht.

(Wund-)Bett im Prozess der Wundheilung

Als Wundbett oder Wundgrund bezeichnet man den zentralen Teil der Wunde, welcher vom Wundrand umgeben ist. Das Wundbett besteht je nach Art der Verletzung aus verschiedenen Gewebearten: Es kann sowohl in einer Hautschicht liegen als auch bei tieferen Wunden bis zu der Muskulatur oder den Knochen hinunterreichen. Bei einer sekundären Wundheilung bildet sich Granulationsgewebe im Wundbett – dies ist ein vorübergehendes Gewebe, welches als Grundlage für die neu entstehende Haut dient. Das Wundbett kann trocken, feucht oder eitrig sein und sollte für eine optimale Ausbildung des Granulationsgewebes frei von nekrotischem Gewebe oder Verschmutzungen sein.

Biofilme als Problem der Wundheilung

Chronische Wunden bieten ein optimales Wachstumsmilieu für Biofilme. Sie entstehen auf dem Wundgrund und in dem darunterliegenden Gewebe. Als Biofilme bezeichnet man sessile Populationen von Mikroorganismen, welche an einer Grenzfläche konzentriert sind und typischerweise von einer extrazellulären, polymeren Substanz (EPS) umgeben sind. Sie können aus einer einzigen Bakterien- oder Pilzart bestehen. Häufig kommt es aber vor, dass Biofilme polymikrobiell sind und mehrere unterschiedliche Arten von Mikroorganismen enthalten. Zwar sind Biofilme oft nicht mit dem bloßen Auge erkennbar, doch es gibt Infektionszeichen, die für das Vorliegen eines Biofilms in einer Wunde sprechen. Dazu zählen eine hohe bakterielle Belastung, ein hohes Exsudataufkommen, eine erhöhte Entzündungsreaktion, ein Erythem und eine verzögerte Heilung. Die richtige Wundversorgung kann dem entgegenwirken: So wirken beispielsweise Biatain Silicone Ag und Biatain Ag gegen 99,99% der reifen Biofilme und verhindern die Biofilmneubildung.

Chondorarthropatie

Die diabetische neuropathische Osteoarthropathie (DNOAP) stellt als nichtinfektiöse Zerstörung von Knochen und Gelenken im Zusammenhang mit der Neuropathie eine Sonderform des Diabetischen Fußsyndroms dar. Sie ist eine chronische und progressiv verlaufende Erkrankung.
(Zimny S, Waldecker U, Eckardt A in Eckardt A, Lobmann R (Hrsg.) Der diabetische Fuß,
2. Auflage 2015, Springer Verlag Berlin Heidelberg)

Chronische Wunden – Offene Wunden mit schlechter Wundheilung

Wunden werden als chronisch bezeichnet, wenn sie nach acht Wochen nicht abgeheilt sind. Die Ursache dafür können Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus, arterielle oder venöse Insuffizienzen sein. Zudem gibt es Risikofaktoren für eine beeinträchtigte Wundheilung, wie z. B. Immobilität, Mangelernährung und hohes Alter. Wichtig ist es, bei chronischen Wunden sowohl die Wunde selbst als auch die Grunderkrankung zu therapieren. Da die Wundränder nicht glatt aneinander liegen, sondern auseinanderklaffen, heilt die Wunde vom Wundbett aufwärts (sekundäre Wundheilung).

Dehiszenz bei Wunden

Bei der Wunddehiszenz weichen die benachbarten Wundränder oder die genähten Gewebestrukturen einer Wunde auseinander. Für die Wundheilungsstörung können sowohl lokale Ursachen (z. B. eine Wundinfektion oder eine falsche Schnittführung bei einer vorangegangenen Operation) als auch systemische Ursachen (z. B. Erkrankungen wie Diabetes mellitus) verantwortlich sein. Als Therapiemaßnahmen kommen insbesondere eine Ruhigstellung, eine Klammerpflasterung oder eine chirurgische Wundrevision infrage.img-wund-abc--dehiszenz.png

Dekubitus – Druckgeschwür durch Wundliegen

Ein Dekubitus (Dekubitalgeschwür) ist eine örtliche Verletzung der Haut und/oder des darunter liegenden Gewebes, normalerweise über einem hervorstehenden Knochen. Durch Druck entsteht eine Minderdurchblutung, was Zelltod, Gewebenekrosen und eine Dekubitusentwicklung zur Folge haben kann. Der Dekubitus gehört zu den häufigsten chronischen Wunden, meist sind das Gesäß, die Ferse und das Kreuz- oder Steißbein betroffen. Rollstuhlfahrer oder bettlägerige Menschen (zum Beispiel nach einer Operation oder Verletzung) sind durch Immobilität besonders gefährdet. Die Druckgeschwüre lassen sich je nach Schwere der Verletzung in Dekubitus Grad 1 (lokal begrenzte Hautrötung) bis Dekubitus Grad 4 (völliger Gewebsuntergang mit Nekrosenbildung) einteilen – und daran orientiert sich auch die Dekubitusversorgung, die meist mit einer Druckentlastung der entsprechenden Stelle einhergeht.

Diabetisches Fußsyndrom (auch Diabetisches Fußsyndrom oder Diabetes Fuß)

Ein dauerhaft hoher Blutzucker kann Blutgefäße und Nervenbahnen schädigen. Deshalb entstehen bei Menschen mit Diabetes leichter Wunden am Fuß, die sich infizieren können und meist nur schwer abheilen.

Zu den häufigsten Ursachen für ein diabetisches Fußsyndrom zählt eine Polyneuropathie, eine Schädigung der peripheren Nerven. Sie kann zu schmerzenden Füßen sowie zu einer Gefühlslosigkeit führen, wodurch sich das Risiko von Unfällen erhöht. Auch eine schlechte Blutversorgung (Ischämie) gehört zu den häufigen Ursachen des diabetischen Fußsyndroms. Die schlechte Blutversorgung kann durch eine Arteriosklerose oder einen arteriellen Verschluss zustande kommen. Minderdurchblutung führt zu reduziertem Puls – der Fuß ist kalt und blau – und dies führt zum Absterben von Gewebe und eventuell zu einem Ulcus.

Um Infektionen vorzubeugen und in einem solchen Fall schnell reagieren zu können, ist es wichtig, den Gesundheitszustand des Patienten regelmäßig zu bewerten. Eine erfolgreiche Behandlung des Diabetischen Fußsyndroms erfordert ein umfassendes Verständnis der Wunde: Herkunft, Entwicklung, Risiko und Behandlung.

Exsudatansammlung – Wundsekret einer nässenden Wunde

Wenn es in einer Wunde zu einem hohen Aufkommen an Wundexsudat kommt oder wenn die gewählte Wundauflage das Exsudat nicht ausreichend absorbiert, kann eine Ansammlung von Wundexsudat auftreten. Dadurch wird ein idealer Nährboden für Bakterien geschaffen und das Infektionsrisiko ist deutlich erhöht. Wenn das Exsudat an die Wundränder gelangt, kann es zu einer Mazeration kommen. Um das Infektionsrisiko einer Wunde zu senken empfiehlt es sich, Exsudatansammlungen zu reduzieren und die Wahl der Wundauflage an das Exsudataufkommen anzupassen. So können beispielsweise absorbierende Wundauflagen mit einer Wölbung zum Wundgrund gewählt werden, denn dadurch wird ein direkter Kontakt hergestellt, der Exsudatansammlungen verhindert und das Infektionsrisiko reduziert.

Fibrinbelag einer Wunde

Bei Fibrin handelt es sich um körpereigenes Eiweiß, das bei der Wundheilung eine wichtige Rolle spielt. Fibrin schützt die offene Wunde und fördert die Blutstillung, indem es ein Netz bildet und die Wunde verschließt. Bei chronischen Wunden kann Fibrin jedoch auch die Wundheilung behindern. Aufgrund der beständigen Entzündungsreaktionen wird zu viel Fibrin gebildet und es entstehen großflächige Beläge. Diese Beläge können sehr zähflüssig sein und haften stark am Gewebe. Sie sind außerdem wasserunlöslich. Um Infektionen zu vermeiden, sollten die Fibrinbeläge entfernt werden – idealerweise mit Hilfe von Wundauflagen aus Alginaten oder Hydrofasern.  

Geschlossene Wunde

Geschlossene Wunden, bei denen die Haut über der Wunde intakt ist, können z. B. durch Prellungen, Quetschungen oder Zerrungen entstehen. Bei der Erstversorgung der Verletzungen können die PECH-Regeln angewendet werden: Pausieren, Eis, Kompression und Hochlagern.

Heilungsprozesse bei der Wundheilung

Bei der Wundheilung lassen sich verschiedene Phasen unterscheiden: Die Reinigungsphase, die Granulationsphase und die Differenzierungsphase. Dabei laufen diese nicht immer sequenziell, sondern häufig auch parallel ab. In der Reinigungsphase versucht der Körper die Wunde zu säubern. Sie setzt im Moment der Verletzung ein und dauert ca. 3 Tage. Etwa am 4. Tag beginnt die Granulationsphase, in der Zellen gebildet werden, die die Wunde mit dem Gewebe verschließen. In der letzten Phase, der Differenzierungsphase, beginnt die Ausreifung der kollagenen Fasern, wodurch die Wunde kleiner wird und sich langsam Narbengewebe bildet. Bei chronischen Wunden können die Phasen stagnieren, deswegen sollte die Wundversorgung immer phasengerecht durchgeführt werden.

(Wund-)Infektion

Wunden sind ein ideales Nährmedium für Krankheitserreger und Keime und können von ihnen besiedelt werden – und dies kann zu Wundinfektionen führen. Hinweise auf eine Wundinfektion können eine Rötung, Überwärmung oder Schwellung der Wunde aber vor allem auch Eiteraustritt, Veränderung des Wundsekrets oder Zersetzung des Wundgrundes sein. Das Infektionsrisiko kann aktiv gesenkt werden, indem Exsudatansammlungen vermieden werden und beispielsweise Silberverbände wie Biatain® Silicone Ag zum Einsatz kommen, die gegen ein breites Spektrum von Bakterien und Pilzen wirksam sind.

Jucken von Wunden während der Wundheilung

Im Verlauf der Wundheilung beginnen Wunden oftmals zu jucken. Der Grund dafür liegt in den Botenstoffen, die bei der Zellerneuerung  freigesetzt werden. Je nach Stadium der Wunde kann ein feuchtigkeitsspendendes und kühlendes Wundgel helfen, dem Juckreiz entgegenzuwirken.

Keime als Störung der Wundheilung

In allen Wunden sind Keime vorhanden. Treten diese in besonders großer Zahl auf, kann dies zu Störungen der Wundheilung und zu Wundinfektionen führen. Das Eindringen vor allem von Bakterien stellt ein Problem dar – zu den häufigen Problemkeimen gehören Staphylokokken und Streptokokken. Infizierte Wunden sollten täglich antiseptisch gereinigt werden und nach Möglichkeit sollten Wundauflagen mit antimirkobiellen Wirkstoffen wie Silber genutzt werden, denn diese wirken sogar gegen multiresistente Keime wie MRSA.

(Wund-)Liegen

Wer lange liegt, läuft Gefahr, sich wund zu liegen. Beim sogenannten Dekubitus (chronische Wunde) entsteht durch eine druckbedingte Minderdurchblutung der Haut und/oder des Gewebes darunter eine meist schlecht und langsam heilende Wunde. Die Behandlung erfolgt auf verschiedenen Ebenen. So spielt nicht nur die richtige Lagerung des Patienten, sondern auch die Ernährung und Mobilisation des Körpers eine Rolle. Auch auf ein angenehmes, nicht feuchtes Bettklima sollte geachtet werden.


Mazeration von Haut und Wunde

Als Mazeration wird das Aufquellen oder Aufweichen von Gewebe aufgrund von Kontakt mit zu viel Flüssigkeit bezeichnet. Meist sind Ausscheidungen wie Schweiß, Urin und Kot, aber auch Wundexsudat der Grund für den Beginn einer Mazeration. Als Risikofaktor gelten ebenfalls die Verwendung von zu viel Hydrogel oder von falschem Verbandmaterial. Mazerationen können die Ansiedlungen von Bakterien in der Wunde begünstigen, das Wundgebiet vergrößern und den Heilungsprozess verzögern. Um das zu verhindern, eignen sich verschiedene Hautschutzfilme, Cremes und Verbände mit einer vertikalen Absorption und einem hohen Rückhaltevermögen, um Exsudataustritt und mazerierte Wundränder zu vermeiden.

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Nekrosen

Eine Nekrose entsteht, wenn Zellen durch mechanische Reize, fehlende Durchblutung wie bei einem Dekubitus  oder durch Infektion mit einem Krankheitserreger absterben. Dabei wird die  Zellmembran zerstört und der Inhalt der Zelle kann unkontrolliert in die Umgebung austreten, wodurch eine Entzündungsreaktion ausgelöst wird. Das abgestorbene Gewebe verfärbt sich meist dunkel bis schwarz. Dieses muss chirurgisch entfernt werden. Eine Nekrose kann nahezu jedes Gewebe im Körper betreffen: Muskeln, Organe oder auch Knochen.

Offene Wunden

Anders als bei geschlossenen Wunden, wie Hämatome oder Prellungen, liegt bei offenen Wunden eine Schädigung der Haut vor. Ist die Haut nur oberflächlich verletzt, spricht man von einfachen Wunden, bei einer zusätzlichen Schädigung tieferer Gewebestrukturen von komplexen Wunden. Der Heilungsprozess bei offenen Wunden erfolgt normalerweise in drei Phasen, danach ist die offene Hautstelle durch die Wiederherstellung oder den Ersatz des beschädigten Gewebes verschlossen. 

Periulzeröse Haut

Unter periulzeröser Haut versteht man die Haut, die ein Ulkus [+ Verlinkung] umgibt. Sie kann aufgrund verschiedener Ursachen empfindlich sein, wie z. B. durch den ständigen Kontakt mit dem Wundexsudat oder den Verbandklebstoffen. Aber auch das Alter des Patienten oder das Fortschreiten einer Erkrankung können eine Rolle spielen. Ein Ziel der Wundversorgung ist es, Mazerationen der periulzerösen Haut zu vermeiden, zum Beispiel mit antiadhäsiven Wundauflagen.

Polyneuropathie

Unter Polyneuropathie wird eine systemisch bedingte Schädigung von peripheren Nerven (sensibel oder motorisch) bezeichnet.

Primäre Wundheilung

Bei einer primären Wundheilung handelt es sich um eine komplikationslose Wundheilung ohne Infektion, die durch körpereigene Mechanismen oder durch ärztliche Unterstützung (z.B. Klammern, kleine Nähte) erfolgen kann. Die Wundränder sind hierbei in der Regel glatt begrenzt und eng anliegend. Die Voraussetzung für eine Heilung per primam intentionem ist eine gute Durchblutung der Wunde sowie saubere und keimarme Wundverhältnisse. Dies ist beispielsweise nach chirurgischen Eingriffen oder kleineren Schnittverletzungen der Fall. Auch große, oberflächliche Wunden, wie etwa Schürfwunden, heilen primär, indem die Epidermis regeneriert. Die Wundheilung kann aber auch sekundär erfolgen.

QoL (Quality of Life) - Bessere Lebensqualität durch moderne Wundversorgung

Chronische Wunden können die Lebensqualität der Betroffenen mitunter stark einschränken. Nicht nur der Schmerz kann enorm belastend sein, sondern auch die damit einhergehende Bewegungseinschränkung und veränderte Selbstwahrnehmung. Auch wenn Wunden exsudieren, kann das für den Patienten äußerst unangenehm sein und zu psychischer und sozialer Beeinträchtigung führen. Selbst auf die Lebensbereiche Partnerschaft und Beruf können chronische Wunden Einfluss haben -  nicht zuletzt deshalb sollten sie fachgemäß und zügig versorgt werden.

(Wund-)Reinigung (auch Débridement oder Wundtoilette)

Eine regelmäßige Wundreinigung (am besten bei jedem Verbandwechsel) dient nicht nur der Vorbereitung des Wundbett, sondern ist auch essentiell für die Wundheilung. Sowohl bei akuten als auch bei chronischen Wunden tritt ein Verlust der Barrierefunktion der Haut auf, wodurch die Wunde bakteriell kontaminiert werden kann. Um das Risiko einer Infektion zu vermeiden, sollte die Keimzahl reduziert werden, indem die Wunde mit einer Wundspüllösung effektiv gereinigt wird.

Sekundäre Wundheilung

Bei komplexeren Wunden, deren Wundränder sich nicht aneinander legen lassen, die nekrotisch  sind, und/ oder bei denen besonders große Gewebedefekte vorliegen, findet eine sekundäre Wundheilung statt. Die Wunde heilt per secundam intentionem durch die Bildung von Granulationsgewebe. Dieses dient als Abdeckung der Wunde und dient als Grundlage für die neu entstehende Haut. Zu den sekundär heilenden Wunden zählen beispielsweise starke Verbrennungen, Druckgeschwüre und chronische oder infektiöse Wunden. Ein effektives Wundmanagement ist bei diesen Wunden besonders wichtig.

Sepsis (auch Blutvergiftung)

Eine Sepsis kann im Rahmen von verschiedensten Infektionskrankheiten entstehen und schnell lebensbedrohlich werden. Umgangssprachlich als „Blutvergiftung” bezeichnet, wird eine Sepsis durch eine Überreaktion des Körpers auf eine Infektion ausgelöst. Dabei kann sie lebenswichtige Organe schädigen, weshalb sie als medizinischer Notfall gilt. Sie kann durch jegliche Form von Infektionskrankheiten ausgelöst werden: beispielsweise durch Lungenentzündungen oder Harnwegsinfektionen, aber auch durch entzündete, septische Wunden.

Systemische Infektion

Wenn sich die Infektion über die Wunde ausbreitet und auch entfernt liegende Körper-regionen erfasst, spricht man von einer systemischen Infektion.

TILI-Score

Lokale Wundinfektionen sind eine häufige Herausforderung für Patienten und medizinisches Fachpersonal. Der TILI-Score (TILI = Therapeutischer Index für Lokale Infektionen) soll nun dabei unterstützen, Wundinfektionen möglichst frühzeitig zu erkennen. Die Skala kann außerdem dabei helfen, Therapieentscheidungen zu treffen.

Ein weiterers Tool zur Einschätzung von infektionsgefährdeten Wunden ist der W.A.R.-Score (von englisch „wound at risk“). Mit Hilfe der Vergabe von Risikopunkten kann patientenindividuell entschieden werden, ob und wann eine antimikrobielle Behandlung notwendig ist.

Ulkus (auch Ulcus)

Als Ulkus wird eine tiefe Schädigung der Haut oder einer Schleimhaut bezeichnet. Die Ursache eines Ulkus kann eine Verletzung, aber auch eine Infektion, Gefäßerkrankung oder Immunreaktion sein. Bei einer solchen Wunde ist es zunächst wichtig, die Ursache herauszufinden. Anschließend wird die Wunde nach Art der Schädigung, der Ausprägung und ihrer Lokalisation klassifiziert. Nur so kann die richtige Behandlungsform ausgewählt und dem Patienten schnell zu besserer Gesundheit verholfen werden.

Ulcus cruris (Unterschenkelgeschwür / offenes Bein)

Bei einem Ulcus cruris handelt es sich um eine tiefe und meist schlecht heilende Wunde am Unterschenkel. Diese Wundart steht immer in Zusammenhang mit einer gestörten Durchblutung des Unterschenkelgewebes, ausgelöst durch Grunderkrankungen wie chronisch-venöse Insuffizienz, periphere arterielle Verschlusskrankheit oder Diabetes mellitus. Durch Veränderungen der Blutgefäße und des Blutdrucks in den Beinen kommt es zu einer Mangelversorgung des umliegenden Gewebes mit Sauerstoff und Nährstoffen. Dies hat zur Folge, dass Haut- und Gewebezellen absterben. An den betroffenen Stellen des Gewebes bilden sich Wunden in Form von Geschwüren – die Ulcera cruris. Ohne Behandlung breiten sich die anfänglich kleinen Stellen sehr schnell auf dem gesamten Unterschenkel aus. Sie sind sehr schmerzhaft und haben meist einen langen Heilungsprozess.

Bei den drei häufigsten Ulcus cruris Arten handelt es sich um:

    Ulcus cruris venosum (70 %)

    Ulcus cruris arteriosum (10 %)

    Mischung aus Ulcus cruris venosum und Ulcus cruris mixtum (10–15 %)

Unterminierung

Beschreibt den fehlenden Kontakt zwischen Wundgrund und Wundrand.

Verbrennungen

Brandwunden entstehen durch die Einwirkung von Hitze, UV- oder ionosierender Strahlung, es kommt zu Entzündungen und Ödem-Bildungen. Verbrennungen werden in vier verschiedene Schweregrade eingeteilt, wonach sich auch die Therapie richtet. Der erste Schritt bei der Versorgung von Verbrennungen sollte sein, die Wunde zu kühlen – jedoch nicht mit einem Kühlakku oder Eiswasser, da es zu Auskühlungen kommen kann. Stattdessen sollte lieber zu lauwarmem bis leicht kühlem, fließenden Leitungswasser gegriffen werden.

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Vertikale Absorption

Bei Wundverbänden bedeutet vertikale Absorption, dass das Wundexsudat vom Wundbett nach oben (vertikal) in den Verband aufgenommen wird. Der Verband hält das Exsudat zurück, so dass es sich nicht seitlich auf die Wundränder und die Wundumgebung ausbreitet. Damit verringert sich das Risiko einer Mazeration.

Wundexsudat (Wundsekret)

Wundexsudat wird oft mit Skepsis betrachtet, hat jedoch eine wichtige Funktion im Heilungsprozess. Es entsteht, indem Flüssigkeit aus den Blutgefäßen in das Gewebe übertritt und ähnelt in seiner Optik dem Blutplasma. Wundexsudat sorgt für ein feuchtes Wundmilieu und die Verteilung biochemisch wirksamer Mediatorsubstanzen. Gleichzeitig spült das Exsudat auch Zelltrümmer sowie Fremd- und Abfallstoffe aus der Wunde. Es ist also ein bedeutender und heilungsfördernder Faktor für die Wundheilung. Wenn eine Wunde zu stark nässt, sollte auf die richtige Wundversorgung geachtet und ein passender Verband gewählt werden. Denn überschüssiges Wundexsudat bietet ein ideales Milieu für Bakterien. Wenn solche Exsudatansammlungen nicht behandelt werden, kann es zu Leckagen und Mazerationen kommen, was eine Verzögerung der Wundheilung zur Folge haben kann.